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TU Berlin: "Unternehmerische Universitäten"

Am 7. und 8. Dezember 2009 veranstaltete der Gründungsservice der TU Berlin eine Konferenz zum Thema „Unternehmerische Universitäten 2009“. Im Rahmen der Podiumsdiskussion beschäftigte ich mich in meinem Beitrag mit der Frage Selbständigkeit als Karriereoption. Weitere Infos unter Gründungsservice

Carina Usko fasst zentrale Ergebnisse der Konferenz zusammen:
Was ist nötig um unternehmerisches Denken an Universitäten stärker zu fördern? Rahmenbedingungen verändern! Damit sich unternehmerisches Denken in den Universitäten etabliert, ist eine Stärkung der Forschung notwendig. Neben der Frage, wie Entrepreneurship aus der Universität heraus volkswirtschaftlichen Mehrwert generieren kann, ist zudem ein stärkerer Fokus auf Entrepreneurship-Education und Ausgründungen zu richten. Auch die interdisziplinäre Kooperation und Organisation von fächerübergreifenden Lehrveranstaltungen sollte verbessert werden.

In diesem Zusammenhang bedarf es grundsätzlich einer Veränderung der Hochschulkultur zu mehr Diversität und es benötigt ein Klima, in dem Entrepreneurship als bedeutsamer Faktor für erfolgreiches Studieren und positive Karriereaussichten gilt. Um diese Ziele zu erreichen, wurde die Einführung eines Wahlpflichtfaches „Entrepreneurship“ oder Pflichtfach „Business-Plan“ genannt, sowie die Einführung von Credit Points, da so eher das Interesse der Studenten von MINT-Fächern geweckt werde.

Zusätzlich sollten Kooperationen mit der Wirtschaft und mit dem Ausland verstärkt, sowie Transferstellen für die Vernetzung von Wissenschaft und Praxis eingerichtet werden. Auch die Zusammenarbeit mit der Verwaltung darf nicht vergessen werden.

Studierende brauchen größere Selbständigkeit. Gründungsförderung sollte sich nicht als ganzheitlicher Rund-um-Betreuung verstehen.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Thema Entrepreneurship braucht mehr PR. Dies sollte Auftrag an alle Universitäten sein, die schon Fachbereiche oder Zentren für Entrepreneurship eingerichtet haben und gleichzeitig bei Neugründungen von solchen Einrichtungen berücksichtigt werden. Entrepreneurship muss in die Bildungssysteme und breite Bevölkerung getragen werden, um so das Interesse an der Selbstständigkeit zu wecken und/oder zu stärken.

Genderfokus und Chancengleichheit

Es lohnt sich den Fokus auf Frauen, Akademikerinnen und Alumni zu richten. Gerade in den geisteswissenschaftlichen Fächern zeigen – laut Umfragen – vor allem Frauen vermehrt Interesse, sich selbstständig zu machen. Innovationen an der Hochschule brauchen Chancengleichheit. Ein Netzwerk für Unternehmerinnen in zehn europäischen Ländern wird derzeit geplant und durch das BMBF gefördert werden. Ansprechpartnerin ist Alexandra Blanke (Alexandra.Blanke@bmbf.bund.de).

Insgesamt müssen die Rahmenbedingungen auf die Bedürfnisse von Frauen angepasst werden, um so die Diversität innerhalb des Entrepreneurships zu erhöhen.

Gute Praxis: Stanford Entrepreneurship

Dr. Vera Kallmeyer stellte in ihrem Beitrag die Aktivitäten der Stanford Universität vor. Diese verfügt über ein Jahresbudget von 3,7 Milliarden Dollar für Lehre und Forschung. 2007 wurden 107 neue Lizenzen für Erfindungen aus dem Stanford-Umfeld ausgegeben, drei davon generierten einen Gewinn von einer Millionen Dollar oder mehr.
Stanford hat Unternehmensgeist als Teil der amerikanischen Kultur integriert. Der Freiheits- und Unabhängigkeitsgedanke trägt dazu bei, dass Studierende gern selbstständig werden wollen. Reichtum ist positiv konnotiert und Scheitern ein normaler Prozess, der als Erfahrungsprozess in Kauf genommen wird.

Schon im Kindergarten wird spielerisch die Freude am Risiko erprobt und somit erstes unternehmerisches Denken geprägt. Auch innerhalb der Universität ist Entrepreneurship in allen Ebenen vertreten. ProfessorInnen dürfen sich für eine Tätigkeit in der Wirtschaft oder eigene Start-Ups von ihrer Lehrtätigkeit befreien lassen, Studierende starten eigene Initiativen rund um das Thema Entrepreneurship.

Entstehende Ideen müssen in Standford an die OTL’s (Office of Technology Licensing) weitergegeben werden, die innerhalb kürzester Zeit prüfen, ob diese Ideen realisierbar sind. Sämtliche Ideen die MitarbeiterInnen der Universität für Innovationen oder Start-Ups sind Eigentum von Stanford. Daraus resultieren positive Effekte für die Infrastruktur im und rund um den Campus: Die Gewinne werden geteilt zwischen den OTL’s, dem Ideengeber, dem Fachbereich – was wiederum positiv für die Studierenden ist – sowie an Schulen und in die Forschung gegeben. Da die KMU’s rund um den Campus meist in Vorhaben mit einbezogen werden, entsteht somit auch für sie ein Mehrwert.

Es gibt reale Treffpunkte für das Netzwerken, sämtliche Firmen rund um den Campus haben Kooperations-Vereinbarungen mit der Universität. Aus diesem Grund gibt Stanford auch keine finanziellen Start-Up-Förderungen. Durch das große Netzwerk ist eine außeruniversitäre Finanzierung meist kein Problem.

Fazit

Die bisherigen Einrichtungen von verschiedenen Universitäten, wie das Gründerzentrum der TU Berlin, sind ein guter Start, um Entrepreneurship in den Universitäten zu stärken. Trotzdem gilt es, Bemühungen und PR zu verstärken und den Fokus und das Wissen um Spezifika einzelner Gruppen (Frauen, Alumnis etc.) zu erweitern. Das Beispiel Standford regt an, wie man den UnternehmerIn-Gedanken interdisziplinär und institutionsübergreifend in den Universitäten etablieren kann.